1. Was ist eine Dysphagie?
Auch, wenn du diesen Ausdruck vielleicht nicht kennst, warst du wahrscheinlich schon mal davon betroffen. Unter Medizinern werden alle Arten von Schluckbeschwerden (hierzu zählen nicht nur Schluckprobleme, sondern auch Schmerzen beim Schlucken) unter den Begriff: Dysphagie zusammengefasst.
Schluckbeschwerden werden in zwei Gruppen unterteilt:
- Die oropharyngeale Dysphagie (Schluckbeschwerden im Munde oder Rachen)
- Die ösophageale Dysphagie (Schluckbeschwerden in der Speiseröhre)[1]
2. Wie entstehen Schluckbeschwerden?
Das Schlucken ist für dich als Mensch etwas ganz Intuitives. Du brauchst dich nicht auf das Schlucken konzentrieren – es ist einer von vielen unterbewussten Mechanismen deines Körpers. Nichtsdestotrotz ist der Schluckakt komplexer und ausgeklügelter als man denkt. Um die enorme Vielfalt an Ursachen nachvollziehen zu können, ist es wichtig, den Mechanismus des Schluckens zu verstehen. Jeder Schluck, den du machst, unterläuft drei Phasen.
Der Schluckprozess
Phase 1 - Die orale Phase
Die Zunge sammelt Flüssigkeiten und feste Nahrung, und bereitet sie zum Schlucken vor.
Phase 2: Die pharyngeale Phase
Diese Phase beginnt, sobald die Zunge die Nahrung in den hintersten Teil des Mundes schiebt. Eine Schluckreaktion wird hervorgerufen, bei der die Nahrung durch den Rachenraum oder die Kehle gelangt. Während dieser Phase wird die Atemfunktion blockiert um zu vermeiden, dass Lebensmittel oder Flüssigkeiten in die Luftröhre oder Lungen gelangen.
Phase 3: Die ösophageale (Speiseröhren) Phase
Die Nahrung gelangt dann in die Speiseröhre. Abhängig von der Konsistenz der Nahrung kann diese Phase etwas länger dauern. Beim Schlucken eines Saturo-Drinks wahrscheinlich nur ca. 3 Sekunden, beim Schlucken einer größeren Tablette oder großer, fester Nahrung etwas länger.[2]

Probleme mit Organen, Muskeln und Nerven können zu Schluckstörungen führen
Ältere Erwachsene sind am häufigsten von Schluckbeschwerden betroffen.[3]Schluckbeschwerden treten auf, wenn es ein Problem mit der Nervensteuerung, den Muskeln oder den Organen gibt, die am Schluckvorgang direkt oder indirekt beteiligt sind.
Hier sind einige der vielen potenziellen Ursachen von Schluckbeschwerden:
Angeborene und entwicklungsbedingte Probleme
Manchmal sind Probleme beim Schlucken auf Wachstum oder Genetik zurückzuführen:
- Lippen-Gaumenspalte: Ein häufig auftretender Geburtsfehler, der zu einer Spalte in der Oberlippe oder am Gaumen führt. Ist auch unter Hasenscharte bekannt.
- Lernbehinderungen
- Zerebralparese – ein Sammelbegriff für diverse neurologische Erkrankungen, die deine Bewegung und Koordinationsfähigkeit beeinträchtigen können.[4]
Schädigung oder Irritation der Nerven
Eine Schädigung des Nervensystems (vor allem im Gehirn und Rückgrat) kann die Nerven stören, die für den Schluckbeginn und die Regulierung des Schluckmechanismus verantwortlich sind. Zu den neurologischen Ursachen zählen:
- ein Schlaganfall
- Myasthenia gravis - eine seltene Erkrankung, die Muskeln schwächt
- Neurologische Erkrankungen, die chronische Schädigungen des Gehirns und des Nervensystems verursachen, darunter Parkinson, Multiple Sklerose, Demenz und Erkrankungen der motorischen Nervenzellen.[5]
- Hirntumor
Physische Blockaden
Zustände, die eine Blockierung im Rachen oder eine Verengung der Speiseröhre verursachen, können das Schlucken erschweren.
Hierzu zählen:
- Kehlkopf- oder Speiseröhrenkrebs
- Der Rachen-Beutel ist eine seltene Erkrankung, die meist bei älteren Menschen auftritt. Es bildet sich ein Sack im oberen Teil der Speiseröhre, der die Schluckfähigkeit beeinträchtigen kann.
- Strahlentherapien können Narben verursachen, die den Hals und die Speiseröhren verengen können.
- GERD (Refluxkrankheit) – Magensäure kann ebenfalls zu Narbengewebe in der Speiseröhre führen, was diese verengt.
- Speiseröhrenentzündung – diese Entzündung, bei der die Speiseröhre brennt, kann wiederum von diversen infektiösen Krankheiten wie Soor oder Tuberkulose verursacht werden.
Muskuläre Erkrankungen
Seltene Erkrankungen, die die Muskeln betreffen, mit denen die Nahrung die Speiseröhre hinunter und in den Magen geschoben wird, können Dysphagie verursachen.
Hierzu zählen:
- Sklerodermie – das Immunsystem greift gesundes Gewebe an, was zu einer Versteifung der Hals- und Speiseröhrenmuskulatur führt[6]
- Achalasie - Muskeln in der Speiseröhre verlieren ihre Fähigkeit sich zu entspannen und sich zu öffnen, wodurch Nahrung und Flüssigkeit nicht in den Magen gelangen können

Können die Ursachen von Schluckbeschwerden psychisch sein?
Die psychogene Dysphagie ist eine seltene Schluckstörung ohne augenscheinliche Ursache oder organische Erkrankung. Das häufigste Symptom scheint hierbei die Angst vorm Schlucken zu sein. Die psychogene Dysphagie wird jedoch häufig fehldiagnostiziert. Womöglich tendieren Ärzte dazu, die Dysphagie des Betroffenen seinem psychischen Zustand zuzuschreiben, wenn sie keine physischen Ursachen finden können.[7]
3. Schmerzen beim Schlucken: Das kannst du tun
Die oben erwähnten schwerwiegenden Erkrankungen, wie Multiple Sklerose, Speiseröhrenkrebs oder Parkinson, sind nur in den seltensten Fällen die Ursachen einer Schluckstörung.
Insbesondere Schluckbeschwerden, die von Schmerzen begleitet werden oder Schluckschmerzen alleine, werden meist von relativ harmlosen Infektionen, allergischen Reaktionen oder Entzündungen verursacht. Die häufigsten dieser Ursachen sind:
- Säure-Reflux mit Sodbrennen
- Chronischer Husten
- Halsentzündung
- Erkältung
- Grippe
- Eine infektiöse Erkrankung im Rachenraum
- Mandelentzündung[8]
Wenn deine Schluckschmerzen von einem der folgenden Symptome begleitet werden, solltest du dir einen Arzttermin ausmachen:
- Gelenkschmerzen
- ein Fremdkörpergefühl im Nacken oder Nackenschmerzen mit Schluckbeschwerden
- ein Ausschlag
- Blutiger Husten
- Symptome, die sich nicht verbessern und eine Woche oder länger andauern
- eine mehrwöchig anhaltende heisere Stimme
Wenn du eines der folgenden Symptome wahrnimmst, solltest du unverzüglich in ein Krankenhaus fahren:
- Es fällt dir schwer, den Mund zu öffnen
- Atemprobleme
- extreme Halsschmerzen, die sich verschlimmern
Falls deine Schluckschmerzen ohne Begleitsymptome auftreten und du diese als störend empfindest, könntest du die Schmerzen evtl. mit folgenden Maßnahmen lindern:
- Trinke ausreichend Flüssigkeit. Mindestens acht Gläser Wasser pro Tag hydrieren dich nicht nur, sondern beruhigen und befeuchten auch deinen (wahrscheinlich gereizten) Rachenraum.
- Mische 1 Teelöffel Salz in ein Glas Wasser und gurgle es im Rachen. Anschließend die Flüssigkeit ausspucken. Das Salzwasser kann deine Schwellungen reduzieren und somit deine damit verbunden Schmerzen lindern.
- Trink viel warme Flüssigkeiten wie Salbeitee (Salbei wirkt antiseptisch und antibakteriell) oder Wasser um Schmerzen zu lindern.
- Ein Luftbefeuchter erhöht die Luftfeuchtigkeit in einem Raum. Das Einatmen dieser feuchten Luft kann Halsentzündungen lindern und Halsschmerzen lindern. Falls du keinen Luftbefeuchter hast, kannst du auch eine heiße Dusche nehmen und im Dampf der Duschkabine ordentlich durchatmen.
- Vermeide Dinge, die bekanntlich deinen Rachenraum zusätzlichen Stress aussetzen. Diverse Chemikalien und Rauch von Zigaretten und Zigarren reizen den Rachenraum besonders stark.[9]
4. Essen bei Schluckbeschwerden
Egal, ob du an chronischen Schluckbeschwerden leidest, oder diese infolge einer temporären Infektion entstanden sind, nervig sind sie allemal. Es kann sein, dass du dann dazu neigst weniger zu essen oder du deine Ernährung einseitig auf leicht schluckbare Lebensmittel umstellst. Da aber Schluckbeschwerden meist durch Erkrankungen verursacht werden, die vom Immunsystem bekämpft werden müssen, ist es wichtig, dass du deinen Körper gut nährst, um dein Immunsystem zu stärken.